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Der Zerfall

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JesseSaphir's avatar
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In Yantar wurde sich sofort um Jalava gekümmert. Ich warf meine Sachen in den Gemeinschaftsraum, gab meine Ausrüstung zur Dekontermination und duschte erstmal. Man schwitzt unheimlich unter der Schutzkleidung. Ich zog mir frische Sachen an und setzte mich erstmal auf meinen Schlafsack. Plötzlich stand Anatolij im Raum. "Ich hab gehört du warst ziemlich unfähig. Daher kann ich dir nur die Hälfte des vereinbarten Lohns auszahlen. Schließlich haben wir durch dich jetzt diverse Kosten um Jalava zu pflegen. Du verstehst das sicher." Verdammt, naja, mit der Hälfte komme ich auch weiter. "Es war nicht meine Schuld, das passierte alles so schnell." versuchte ich mich rauszureden. "Das interessiert mich nicht. Du hast deine Aufgabe mangelhaft erfüllt, also gibts auch nicht den vollen Preis. Sei froh, dass wir dir nicht noch den Preis für die Ausrüstung abziehen. Die Nacht kannst du noch hier bleiben, morgen verschwindest du." mit diesen Worten ließ er mich stehen. Gut, die Hälfte ist besser als nix und was soll ich schon dagegen machen? Die bringen es zur Not noch mich zu erschießen. Ich rollte mich in meinen Schlafsack und schlief fast sofort ein.


"Komm zu mir..." Ich träumte, wie ich vor dem Monolithen kniete und seinem Geflüster andächtig lauschte. "Komm zu mir...jedes Leid endet hier." Ich schreckte erneut hoch, als ich von einem Warnton geweckt wurde. "Es ist nur eine Emission, aber hier sind wir sicher. Die entstehen manchmal und verbrennen jedes Lebewesen in ihrer Umgebung." Ich spürte das Beben des Umfeldes. Wie ein Erdbeben. Nach einer halben Stunde war der Spuk beendet. Ich bekam von dem Wissenschaftler die vereinbarte Summe und kaufte noch eine bessere Ausrüstung. Yurij trat an mich heran. "Und, was hast du jetzt vor? Wir bleiben noch eine Weile. Die waren mit unserer Arbeit wohl sehr zufrieden und geben uns noch ein paar Aufträge. Von dir waren sie wohl weniger begeistert." Ja, das wußte ich selbst. "Was könnte man denn hier so machen? Ich bin sehr interessiert noch mehr Geld zu verdienen." Yurij nahm meinen PDA. "Du könntest in die 100 Rads Bar. Sie liegt bei Rostock. Das ist Duty Gebiet, also mußt du dich da benehmen." Yurij grinste. "Wirst wohl zwei drei Tage brauchen, aber da kann man gute Aufträge kriegen." Ich wagte nicht nach den Monolithen zu fragen. Die werden wohl kaum im Rostock Gebiet rumhängen. Zunächst werde ich mich in Richtung der Bar begeben. Ich schnallte mein Zeug auf, hängte meine Waffe um und ging nach draußen. Ich schaute auf meinen PDA und wollte die Richtung zur Rad Bar einschlagen, allerdings zog mich etwas genau in die andere Richtung. Ich mußte nach Pripjat. Jetzt wußte ich es. Meine Brüder würden in Pripjat auf mich warten. Allerdings würde mich der Weg durch das Freedom Gebiet führen...nunja, ich gehörte ja nicht zu Duty, ich habe nur für die gearbeitet.


So machte ich mich auf den Weg. Seltsamerweise spürte ich weder Hunger noch Durst noch Müdigkeit. Nur nach ein paar Stunden merkte ich, das mir schwindelig wurde. Ich setzte mich kurz hin um etwas zu trinken, aber hatte keine Lust auf eine Zigarette, was sehr seltsam für mich war. Auch spürte ich den Streifschuss nicht, den man mir freundlicherweise noch versorgt hatte. Ich war endlich alleine und hatte das Bedürfnis niederzuknien. "Oh Monolih, führe mich zu meinen Brüdern, sodass wir unsere Feinde ausschalten könnten. Oh Monolith..." Ich versank in eine Art Trance und verlor jegliches Zeitgefühl. Erst ein Rudel vorbeilaufender Hunde holte mich aus der Trance zurück. Ich stand auf, aß noch etwas weil mein Magen sich seltsam anfühlte und ging schließlich weiter. Mein Weg blieb ohne besondere Vorkommnisse und ich schlief in einem alten Bus, der mitten im roten Wald stand. Im Bus fand ich sogar ein Kolobok Artefakt. Mein PDA sagte mir, das es gut für Wundheilung ist. Ich steckte es zu dem Mondschein. Vielleicht nützen die Artefakte ja meinen Brüdern. Am nächsten Tag setzt ich meine Reise durch den roten Wald fort.


Diese Stimme in meinem Kopf ist so schön. Ich möche der Stimme nahe sein, eins werden mit dem Monolithen und ihm in aller Erfurcht dienen. "Oh Monolith....lass mich nicht vom Weg abkommen, führe mich zu meinen Brüdern, lasst uns eins werden mit dir oh Monolith. Ich bin bereit deine Befehle zu empfangen." Während ich wanderte knickte ich einmal um und stürzte. Mein Knöchel tat weh, aber ich achtete es nicht. Ich ging ungeachtet der Schmerzen weiter. Der Wald wurde immer dichter. Bin ich noch ich oder bin ich bereits eins mit dem Wald? Die Äste streichelten mich...der Wald erschien mir harmonisch in den grünsten Farben. Die Sonne fiel durch das gelbe Laub. War das nicht ein Gleichnis für die Wahrheit? "Oh Monolith, schenk mir die Wahrheit." Ich sah Insekten im Abendlicht tanzen. Sie bewegten sich im Rythmus der Melodie, die der Monolith mir zu flüsterte. "Deine Wahrheit wird sich verbreiten und alles und jeden ausschalten, der sich dir in den Weg stellt, oh Monolith." Im Lichte der untergehenden Sonne wurde der Wald noch schöner. Mein Geigerzähler schlug ab und zu mal aus, aber es war keine Anomalie zu erkennen. Der Wald soll ja konterminiert sein, aber die Macht des Monolithen wird mich schützen. Ich muß weiter. Unterwegs bemerkte ich, dass mein Wasser ausgegangen war. Ich bin so Hals über Kopf losgelaufen, dass ich vergessen hatte mir genügend Wasser mitzunehmen. Allerdings hatte der Monolith es verlangt. Eine Lichtreflektion erregte meine Aufmerksamkeit und ich stand vor einer großen Pfütze Wasser, die sich im Wald gebildet haben muß. Ich näherte mich der Pfütze und mein Geigerzähler schlug stark aus. "Oh Monolith, du hast mir dieses Zeichen gegeben." Ich nahm den Geigerzähler und sah das Duty Zeichen auf ihm. "Und du bist aus einer sündigen Fraktion." Mit diesen Worten pfefferte ich den Geigerzähler tief in den Wald. "Wer braucht dich schon? Duty lehnt das Heil ab, genau wie die anderen Fraktionen. Nur der Monolith kann uns erlösen und der Monolith hat mir dieses Wasser gebracht." Ich nahm meine leeren Flaschen und füllte sie mit dem kristallklaren Wasser. Kristallklar? Eben sah es noch trübe aus. Noch ein Wunder. Ich kniete nieder "Oh Monolith, ich danke dir. Du führst mich auf den richtigen Pfad und du sicherst mein Überleben. Mein Leben gehört nur dir, oh Monolith." Ich trank von dem Wasser aus meiner Flasche. Es war das beste Wasser was ich je geschmeckt habe. Klar, kühl und frisch. Der Monolith nährte mich. Niemals mehr werde ich Hunger leiden oder Durst oder Not, solange ich dem Monolithen folgte. Was war mein Leben bisher eingeschränkt? Wie dumm sind alle anderen? Warum können sich nicht alle Menschen der Welt vereinigen unter der Führung des Monolithen? Weltfrieden, keine Hungersnöte und keine Kriege mehr. Es war doch so einfach. Warum sind die Menschen nur so dumm? Wer selbst nicht vernünftig wird, den müssen wir mit Gewalt überzeugen, dachte ich mir und zog weiter. Ich verlor jegliches Zeitgefühlt, ich kann nicht sagen ob ich Stunden unterwegs war oder Tage. Ab und an schenkte mir der Monolith Wasser. Endlich erreichte ich den Außenbezirk von Prypjat. Mir war ein wenig übel und mein Fuß schmerzte stärker. Meine Haut prickelte. Dennoch war ich endlich in der edlen Stadt angekommen.
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